Niedersachsens Wirtschaftsminister besucht Gruse Maschinenbau
Niedersachsens Wirtschaftsminister Lies wird bei Gruse mit den Standortproblemen eines erfolgreichen Mittelständlers konfrontiert
Olaf Lies besucht Gruse Maschinenbau in Groß Berkel
Groß Berkel, 5. Oktober 2023
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies hat sich heute eine Stunde Zeit genommen für einen Rundgang durch die Werkshallen des international tätigen Maschinenbauunternehmens Gruse in Groß Berkel. Der Spezialist für Hub- und Fördersysteme mit 120 hochmotivierten und langjährigen Mitarbeitern zählt BMW und Airbus zu seinen Kunden.
Geschäftsführer Ludger Helmig und Firmeninhaber Ferdinand Kraft nahmen kein Blatt vor den Mund: „Wir merken, dass die Wirtschaft jetzt eintrübt und Aufträge zurückgehen.“ Dabei ist das Unternehmen seit Jahren erfolgreich unterwegs im Sondermaschinenbau, der international im Trend liegt. Gruse Geschäftsführer Helmig kommt ohne Umschweife auf die Erschwernisse zu sprechen, die auch der Metallbranche zugemutet werden.
Hinzu kommen neue praxisferne bürokratische Hürden, etwa bei der „Supplier Assurance“. Das Unternehmen hatte bisher zuverlässig Aufträge des VW-Konzerns erhalten und diese stets zur Zufriedenheit bedient. Nun ist ein wichtiger Auftrag an dem plötzlich behördlich geforderten Nachweis zu „Scope3-Emmissionen“ gescheitert. Aus Helmigs Sicht eine rein bürokratische Auflage, die aber Arbeitsplätze gefährdet, weil sie von Unternehmen wie Gruse nicht ohne Weiteres zu erfüllen ist. Helmig: „150 Jahre Erfahrung im Maschinenbau sollen nicht mehr zählen?“
Eine weitere Bürokratie-Hürde: Die Verpflichtung ausländischer Arbeitnehmer erweist sich als Hürdenlauf, obwohl sie nachweislich alle Qualifikationen erfüllen. Über mehrere Monate habe sich die Anstellung eines Albaners verzögert, der als Hydraulikspezialist seine Chance bei Gruse gesehen hat. Er drohte aber daran zu scheitern, dass er kein Arbeitnehmer aus der EU ist, obwohl er in Italien gelebt hatte. Auch dies gefährde Aufträge in einer Branche, die händeringend geeignete Facharbeiter suche und dabei gezwungen sei, über die Landesgrenzen hinaus zu schauen. Ein Kollege des Albaners, der ebenfalls bei Gruse anfangen wollte, hat bei diesem Behördenmarathon nicht mehr mitmachen wollen und das Handtuch geworfen.
Standortprobleme ergeben sich auch bei der Anbindung ans digitale Netz. „Direkt vor unserer Haustür liegt seit nahezu einem halben Jahr ein Glasfaserkabel. Es wurde ohne Ankündigung verlegt und die Zufahrt zum Firmengelände blockiert. Doch angeschlossen ist Gruse bis heute nicht.“
An seinem Schreibtisch verfolgt er die Strompreisentwicklung innerhalb eines Tages in Echtzeit. Schwankungen von 1,9 Cent bis 13 Cent pro Kilowattstunde bereiten ihm Sorgen. „Bei 20 Cent/kWh muss ich die Produktion stoppen, weil der Strom nicht mehr bezahlbar ist.“ Weil die Verträge mit dem EON-Konzern im vergangenen Jahr ausgelaufen sind, ist nicht nur Gruse der Willkür des Spotmarktpreises ausgesetzt. Die Risiken der Energiewende würden auf kleine im internationalen Wettbewerb stehende mittelständische Betriebe abgewälzt, während die Energiegiganten zu den Gewinnern zählten.
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